Gedichte über die kambodschanische Tempelanlage Angkor Wat beziehungsweise umliegende Tempel — keine leichte Aufgabe. Die Tempel sind weitläufig und voller Geschichten, und selbst der aufmerksame Beobachter kann ihrer mit ein paar Blicken nicht Herr werden. Hier ist ein Versuch:
Neak Pean
von Christophe Fricker
Die Welt ist gesäumt von einigen Bäumen,
ist ein rechteckiges Bassin,
in das steinerne Stufen führen,
bewacht von Löwen.
Niemand schwimmt, denn
die Welt ist untergegangen.
(aus: Das schöne Auge des Betrachters)
Neak Pean ist eine künstliche Insel im Zentrum des mittlerweile trockenen Nördlichen Baray, eines künstlichen Staubeckens im Tempelgebiet von Angkor in Kambodscha. Das Ensemble entstand Ende des 12. Jahrhunderts. Das Ufer der inneren Tempelinsel zieren Darstellungen zweier Naga – daher der (moderne) Name Neak Pean („ineinandergewundene Schlangen“). Den Fuß des Tempelturms umgeben Abstraktionen sich öffnender Lotusblütenblätter, das Heiligtum selbst erinnert an eine emporstrebende Lotusknospe. Unmittelbar östlich des Tempelturms, auf einem Dammweg, steht eine Sandsteinplastik des Pferdes Balaha, einer Inkarnation des Bodhisattva Lokeshvara. Die vier peripheren Becken liegen etwas tiefer als das zentrale Becken; mit diesem sind sie durch vier Brunnenkammern verbunden; als Wasserspeier dient im Süden ein Löwenkopf. Vermutlich symbolisiert das Ensemble den auf dem Himalaja gelegenen See Ananvatapta, dessen glückbringendes Wasser sich in die vier heiligen Ströme Ganges, Indus, Oxus und Tarim ergießt – ursprünglich hieß die Anlage Rajyasri („Glück des Königreiches“). (Wikipedia)
Silbende Kunst: Gedichte zu Angkor Wat
Und ein zweiter Versuch. Die in Köln lebende Dichterin und Fotografin Jenny Feuerstein hat eine Zeitschrift begründet, die den schönen Titel Silbende Kunst trägt und das noch schönere Motto “betont unbetont” hat. Silbende Kunst Heft 1 erschien 2010, ein schlankes und elegantes Heft. Programmatisch heißt es: “Die silbende_kunst ist ein Heft für lyrische Texte – Gedichte und verdichtende Kurzprosa – und andere Sprachexperimente. Autoren aber auch Bildautoren, die sich auf grafische / fotografische Weise mit Sprache beschäftigen – Dichter und bildende Dichter – kommen bei uns zu Wort.” Im ersten Heft finden sich Beiträge von Christian Filips, Christophe Fricker & Timothy J. Senior, Franziska Wilhelm, Gesine Loth und Saskia Bannasch.
Ich habe zwei Gedichte beigesteuert, die nach Besuchen im kambodschanischen Tempelgebiet Angkor entstanden. Auch diese beiden Gedichte sind von Timothy J. Senior illustriert. Das Heft ist auf der Webseite von Silbende Kunst zum bemerkenswerten Preis von €2,20 erhältlich.