Neulich habe ich an dieser Stelle über meinen Facebook-Ausstieg geschrieben. Inzwischen habe ich mich wie ein Tepco-Mann im Strahlenanzug noch einmal in mein altes Facebook-Profil eingeloggt und runtergeladen, was runterzuladen war. Ein bisschen überrascht hat mich das Ergebnis schon: 377 000 Wörter Messages, 72 000 Wörter Wall-Posts (ohne Kommentare!) — wenn das ein Face-Buch wäre, müsste es ganz schön dick sein. Und dann kommen natürlich sehr detaillierte Infos über die Logins und Logouts dazu, mit Informationen über benutzte IP-Adressen und die geographische Location des Logins. Ich könnte also eine Landkarte draus machen. Danke Euch jedenfalls für die vielen Nachrichten und Anrufe in den letzten Wochen!
Zwei Nachrichten haben mich stutzig gemacht — nämlich diejenigen, die mit Genugtuung fragten, ob ich denn erwartet hätte, dass meine Daten nicht zu illegalen oder illegitimen Zwecken benützt würden, und andere, die mich mit ebensolcher Genugtuung darüber informierten, dass ich gar nicht die Macht hätte, meine Daten zu löschen. Ich kann nur sagen: Ich erwarte tatsächlich — als Bürger, Autor und Unternehmer — dass sich alle an die Spielregeln halten. Das ist wohl kaum zuviel verlangt. Und ich halte die Situation, dass das Recht auf Vergessen im Netz nicht umgesetzt ist, tatsächlich für ein sehr großes Problem, für eine der wirklich großen Aufgaben unserer Zeit und unserer Generation.
Beim Durchsehen der Profildaten nach meinem Facebook-Ausstieg habe ich mich übrigens gefragt: Wie kann ich eigentlich wissen, wer mein Freund oder meine Freundin ist und was meine Freunde über mich denken? Ich kann es nicht. Aber ich dann denke ich mir: Das macht auch nichts. Wichtig ist nicht, was wir wissen, sondern wie wir uns einander gegenüber verhalten. Daten haben wir genug.
Natürlich gibt’s — Christophe wäre nicht Christophe … — dazu einen neuen kleinen Text von mir, er heißt “Der fremde Freund, das lyrische Du” und steht in der Festschrift zum 100. Jahrestag des Treffens auf dem Hohen Meißner. Beim Jubiläumstreffen war ich gerade, dazu in Kürze mehr! Nur soviel jetzt schon: Ich habe meine Begeisterung für das Wandern wiederentdeckt, für das Feuer, für das Singen — und ich habe “der augen wahrer glut” gesehen, wie es so schön heißt. Das ist doch was!
(Foto von a.froese)