Larkin Terminal
Es begann als ein Selbstversuch: An meinem 20. Geburtstag saß ich mit Judith zusammen am Computer, und wir beschlossen, dass ich auf jedem Kontinent einmal studieren würde. Es kam uns gar nicht abenteuerlich vor, sondern einfach folgerichtig: Das Dogma der Mobilität beherrscht unsere Generation, du musst flexibel sein, ständig verfügbar, und eigentlich sollst du immer schon woanders sein, oder gewesen sein.
Das führt zu wunderbaren Entdeckungen und Begegnungen: in Phnom Penh am See Wodka trinken; sich in Edmonton die Nase abfrieren; in Windhuk gefragt werden, ob der neue Kanzler auch Demokrat sei. Mobilität macht aber auch Mühe, Arbeit: Fortbewegung ist schon eine Leistung. Dabei gerät die Wirklichkeit irgendwann ins Wanken – was bietet noch Halt, woran erinnerst du dich eigentlich? Darum geht es in Larkin Terminal: Von fremden Ländern und Menschen.
Zwischen meinem 20. und meinem 30. Geburtstag habe ich siebenmal interkontinental meinen Wohn-, Studien- und Arbeitsort gewechselt. Das Ergebnis ist: Überall hat man Freunde, man ist aber nie für sie da. Das geht, denn es geht heute fast alles, solange man sich organisieren kann: weiß, wie man ein Visum bekommt, und wo die nächste Bäckerei ist, und Zugang zu facebook.
Ich habe über diese Erfahrungen geschrieben, über das Schöne, das Verstörende und das Indifferente. Larkin Terminal sind Geschichten eines sozialen Schleudertraumas, Stories über Orte und Menschen in Europa, Afrika, Asien und Amerika. Es ist aber auch ein Buch, das Momente des Anhaltens und der Gemeinsamkeit feiert: den Krug Wasser, der an einer Straße in Myanmar von einem zum anderen gereicht wird, den Tee, den die Frau eines englischen Dichters in Ohio serviert, und natürlich Formal Hall.
Larkin Terminal ist der Versuch zu vermeiden, daß als Tagebuch nur die Kreditkarten-Abrechnung bleibt.
Die Welt
„Mit seiner Mischung aus Neugier, Demut, menschlicher Aufgeschlossenheit und Treue zu den von ihm als gültig anerkannten Maßstäben wird er sich überall behaupten – auch in der deutschen Literatur der Gegenwart, die er auf seine feine, kluge Weise eminent bereichert.“
ZEIT Online
„Ein Dutzend ebenso tiefsinniger wie erfrischender literarischer Reportagen.“
Wiesbadener Tagblatt
„Wunderbar beobachtet, mit melancholischem Ton und bilderreicher Sprache und mit feiner Ironie.“
Leipziger Internet-Zeitung
„Das hätte man sich in einem großen Verlag vorstellen können. Mal ein Reise-Buch ohne nervende Allwissenheit. Das tut gut.“
Wiesbadener Kurier
„Unterkühlte Ironie schwingt in Frickers Episode aus dem College in Oxford mit. ‚Weinprobe und Abendmahl‘ spiegelt britisches Zeremoniell in Small Talk, Gläserposition und professoralem Lob für den Tischplan. Ziel der Übung am High Table und drumherum ist die ‚unterbetonte Souveränität‘ britischer Lebensart. So reizvoll eben sie kennenzulernen, so verstummt doch nicht die Frage des Autors: Wie viel ‚weiß ich eigentlich über die Länder, die ich in den letzten Jahren gestreift habe‘? Kann er sich der Unwissenheit Mitreisender über Geschichte und Gegenwart Deutschlands denn überlegen fühlen? Es sind die Fragen, die er stellt, die Christophe Fricker auszeichnen.“
Badische Neueste Nachrichten
„Der polyglotte, sich an der Weltliteratur orientierende Christophe Fricker.“
Der Tagesspiegel
„Christophe Fricker […] hat in Freiburg, Singapur, dem kanadischen Halifax und dem britischen Oxford studiert. Auch sonst hat er zwischen Namibia und Myanmar kaum eine Gelegenheit ausgelassen, die Welt zu erkunden. Davon zeugen die nervös flirrenden Reiseessays seines nach einem malaysischen Busbahnhof benannten Bandes Larkin Terminal. Zu Recht muss man dabei auch an den großen englischen Dichter Philip Larkin denken. Fricker hält sich gerne an Gedichte, schließlich hat er selbst mit Das schöne Auge des Betrachters Lyrik geschrieben. ‚Mein rotes Notizbuch liegt vor mir und fragt mich, wie es mir geht‘, heißt es in einem der Essays. ‚Eine Mischung aus Faulheit, Vertrauen und Befriedigung macht meine Gegenwart aus, und über die Zukunft mache ich mir keine Gedanken: Sie ist der nächste Ort.‘ Wo wird er sein?“
Eine Kurzfassung des Singapur-Kapitels wurde im Jahre 2007 mit einem Essay-Preis der Zeitschrift Merkur ausgezeichnet und unter dem Titel „Singapurs kühle Schönheit“ in Heft 694 abgedruckt. Das Thema hieß „Die schönste Stadt der Welt“, und Schönes gibt es in Singapur entlang der Autobahnen, aber auch versteckt in paradiesischen Wohngebieten wie Alexandra Park.
Larkin Terminal
Von fremden Ländern und Menschen
Leipzig: Plöttner, 2009
144 Seiten
ISBN 978-3-938442-63-0