Über Musik schreiben — das ist das Thema das Kurses, den Jens Berger und ich dieses Jahr bei der Deutschen Schülerakademie durchführen werden, diesmal in Waldenburg.
Hintergrund: Allerorten schreibt jemand über musikalische Werke: Abiturienten in der Klausur, Kritiker in der Zeitung, Komponisten an ihre Verleger, Reisende in Briefen, Konzertbesucher in Blogs, Dirigenten im CD-Booklet, Wissenschaftler in Enzyklopädien. Und immer klingt es anders; denn die flüchtige und irgendwie abstrakte Musik ist schwer in Worte zu fassen. Der Kurs untersucht Formen und Ziele des Schreibens über musikalische Werke an der Grenze zwischen Objektivität und Meinung und fragt auch, wo man lieber einfach mal ruhig zuhört.
Um das komplexe Thema zu erschließen, wird der Kurs drei Perspektiven einnehmen:
Erstens beschäftigt er sich damit, worüber man eigentlich schreiben kann. Dazu werden Texte aus Musikästhetik und -soziologie sowie Interpretationsforschung analysiert und systematisiert. Zu den behandelten Autoren gehören E.T.A. Hoffmann, Hanslick, Adorno, Eggebrecht, Danuser, Gadamer und Figal.
Mit diesen theoretischen Ansätzen im Hinterkopf wird eine große Bandbreite von Beispieltexten inspiziert, die aus verschiedenen Epochen stammen und sich auch hinsichtlich Genre, Blickwinkel, Stil, Anlass und Ziel unterscheiden. Dabei soll zunächst die Eigenart des Einzeltextes hervortreten; anschließend soll diese aber auf die im ersten Teil entwickelte Systematik bezogen werden.
Ein praktischer Teil führt in wissenschaftliche und journalistische Autorschaft und Redaktion ein und übt in Hör- und Schreibübungen zu den untersuchten Textgenres – anhand von eingespielten oder live von den Teilnehmenden vorgetragenen Stücken – stilistische und inhaltliche Selbst- und Fremdkritik.
Auf diesem mehrgleisigen Weg entwickelt der Kurs einen historisch-typologischen Überblick darüber, was beim Schreiben über Musik möglich, angemessen und wirkungsvoll ist – und Schreibende, Lesende und Hörende erfreut (oder auch nicht!).
Klassische europäische Werke sollen im Vordergrund stehen, aber Seitenblicke auf andere Musik – vom Fangesang über Death Metal bis zu Mbuti-Liedern – sind je nach Teilnehmerinteresse möglich.
Teilnahmevoraussetzungen:
Interesse an klassischer Musik; wer sich in anderen (Musik-)Kulturen heimisch fühlt, kann durch seinen Blickwinkel besondere Erkenntnisse beisteuern. Spezielle Vorkenntnisse oder die Beherrschung eines Instruments sind nicht erforderlich.
Die Teilnehmenden bereiten sich auf je ein Musikwerk aus einer für Vorschläge offenen Liste und je einen theoretischen Text aus dem Reader vertiefend vor.
Mit Über Musik schreiben nehmen Jens und ich zum vierten Mal an der Deutschen Schülerakademie teil, auch diesmal wieder unter der Leitung von Hartmut Rosa. Die Vorbereitungen laufen — mehr Infos (und sicher wieder ein bisschen Schabernack) also in den nächsten Wochen und Monaten!