Auf einem internationalen Lyrik-Symposium Ende Oktober 2017 im Kloster Benediktbeuern habe ich eine These zur Zukunft der politischen Lyrik vorgestellt. Mein Argument: Wer sich in der gegenwärtigen, krisenhaften Situation als Lyriker moralisch entrüstet, muss auch die Aufgabe annehmen, Orientierung zu stiften. Wichtig ist dann nicht politische Lyrik in einem engeren Sinn, aber der Wille und der nachhaltige Versuch, das zu schreiben, was ich “orientierende Dichtung” nenne.

Mein Ausgangspunkt: Das öffentliche Leben in Deutschland ist wieder zunehmend polarisiert. Gleichzeitig ist die Medienlandschaft auf eine so noch nie dagewesene Weise fragmentiert, und zwar so sehr, dass das Ringen um Wahrheit und Verständigung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene an Schwung verliert.

Viele aufgeklärte Kulturschaffende sind darüber verblüfft. Sie sprechen von einem Rückfall in finstere Zeiten. Sie haben das Gefühl, dass sie nichts tun können – wozu Lyrik, wenn Kleinstädte von Schlägerbanden beherrscht werden, wenn Alters- und Erwerbsarmut zu beseitigen sind? Wenn ein paar Verse im Wust von Millionen von Bots produzierter Kurznachrichten, Posts, Blog- und Wikipediaartikel und Youtube-Videos untergehen?

Hier setze ich mit dem Plädoyer für eine orientierende Dichtung — durchaus als Gegengewicht zur Frage nach der Zukunft der politischen Lyrik — an.

Der kurze Vortrag hat zu intensiven Diskussionen geführt. Er ist nun auf der Webseite dasgedichtblog.de nachzulesen.

Zur Debatte gibt es eine Darstellung in der Süddeutschen Zeitung und auf dasgedichtblog.de selbst.